Kreis Wesel Ninfa Stachowiak aus Xanten ist ein Musterbeispiel für gelingende Kooperation zwischen der Akademie Klausenhof in Hamminkeln-Dingden und der Firma Schneiders CNC aus Xanten-Birten.
Die Wege in einen Beruf sind nicht immer geradlinig und vorhersehbar. Manche sind von Anfang an auf falschen Pfaden unterwegs, andere werden von unerwarteten Ereignissen aus der Bahn geworfen. Doch es gibt immer Möglichkeiten für einen Richtungswechsel. Ninfa Stachowiak ist ein Beispiel dafür.
Die 23-Jährige aus Xanten-Vynen hat an der Hauptschule ihren Realschlussabschluss gemacht, dann in Moers ein Berufsgrundschuljahr absolviert und eine Lehre im heimatnahen Malerservice Wardemann begonnen. Die junge Frau wurde schwanger und unterbrach die Ausbildung. Nach der Niederkunft kehrte sie in die Lehre zurück, musste aber bald feststellen, dass es nicht mehr ging. Ein Grund war ihre in der Schwangerschaft deutlich schlimmer gewordene Höhenangst. Auf Gerüste traute sich sich nicht mehr. Seit September 2019 ist Ninfa Stachowiak wieder in der Spur. In einer anderen als zuvor, aber offenbar in der für sie richtigen, wie auch Jürgen Schneiders bestätigt. Er führt in Xanten-Birten den Betrieb Schneiders CNC Drehen und Fräsen, der Kooperationspartner der Akademie Klausenhof aus Hamminklen-Dingden ist. Der Träger fungiert im Auftrag der Agentur für Arbeit für Stachowiak als Ausbildungsbetrieb. Sie wird jetzt Zerspanerin.
„In einem Bewerbungsgespräch ist ein gewisses Maß an Aufregung und Nervosität ganz normal. Mach Dir bei der Vorbereitung auf das Gespräch Deine Stärken bewusst. Das hilft Dir, selbstbewusster in das Gespräch zu gehen und die Nervosität zu verringern. Ich hatte vor meinem Vorstellungsgespräch Angst, dass mir fachliche Fragen gestellt werden, die ich noch gar nicht beantworten kann. Es stellte sich aber heraus, dass es vor allem um zwischenmenschliche Kompetenzen ging.“
Aktuell stehen für Ninfa Stachowiak und alle Beteiligten die Ampeln auf grün. Die letzte Zwischenprüfung hat sie bestanden. Jürgen Schneiders bescheinigt ihr Engagement, betont, dass sie die richtigen Fragen stellt, und kann sich eine Weiterbeschäftigung nach der Lehre durchaus vorstellen. Das wiederum freut bei der Akademie Klausenhof den Koordinator für Qualifizierung und Arbeitsmarktprojekte im U 25-Bereich Stefan Ening und den Sozialpädagogen Peter Weigang-Abels, der für das Projekt BAE zuständig ist. Das Kürzel steht für Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung.
Dass Klausenhof und Schneiders zueinanderfanden, bedarf einer Rückblende, in der Stachowiak die Hauptrolle spielt. Denn nach der Aufgabe ihrer ersten Lehre steckte sie beim Bildungszentrum des Baugewerbes (BZB) in Wesel in einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme und musste sich dabei selber Praktikumsstellen suchen. Sie schnupperte als Floristin sowie als Bürokauffrau und eben als Zerspanerin bei Schneiders. So brachte sie den Kooperationsbetrieb, für den sie lohnkostenneutral ist, gleich mit.
„Das machte mir am meisten Spaß“, sagt die 23-Jährige und schwärmt von den Maschinen, die sie bedient, vom Programmieren, von einem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Job. Und nicht zuletzt von dem Stolz auf ein fertiges Stück. „Man lernt immer was dazu“, gehört zu den Sätzen, mit denen Ninfa Stachowiak punkten kann. Bei 183 verschiedenen Produkten, die Schneiders derzeit vorwiegend für Kunden aus der Region – und einen aus der Schweiz – herstellt, herrscht daran kein Mangel.
Beim Lernen kommt Peter Weigang-Abels ins Spiel. Stütz- und Förderunterricht ist Bestandteil der BAE. Die Arbeitsagentur besteht darauf und die jungen Leute können die Hilfe gut brauchen. Inhalte des Berufsschulunterrichts werden vertieft, Klassenarbeiten vorbereitet und die Arbeit an den Wochenberichten begleitet. Das läuft für Stachowiak normalerweise an der Brückstraße in Wesel, doch was ist in diesen Zeiten überhaupt normal.
Weigang-Abels spricht vom „hässlichen Gesicht der Corona-Situation“. Gerade für diejenigen, die auf der Bahn gehalten werden sollen und vielleicht zwischenmenschliche Probleme haben, sei es sehr schwierig. Sie seien wegen der Pandemie nun persönlich nicht so greifbar. Wie zuletzt das Berufskolleg für Technik in Moers hat auch der Klausenhof auf virtuelle Unterrichtsformen setzen müssen. Zur Aufgabe gehörte es auch, im Bedarfsfall für technische Ausstattung zu sorgen.
Der Lockdown hat auch bei Eltern Spuren hinterlassen. Die alleinerziehende Ninfa Stachowiak hat das Glück, auf einen ihrer Brüder zurückgreifen zu können, wenn ihre Tochter Betreuung braucht. Die wird im September vier Jahre alt. Kurze Wege zwischen Vynen und Birten machen es zwar einfach, doch macht die angehende Zerspanungsmechanikerin keinen Hehl daraus, dass sie neben der Ausbildung ganz schön was zu stemmen hat: „Zu Hause geht es weiter.“ Das Zuhause liegt unter dem Dach von Ninfa Stachowiaks Mutter und soll so schnell auch nicht verlassen werden. Verständlicherweise, kann sie doch „auf den Rhein gucken“.
Vielleicht schöpft sie daraus auch die Kraft für ihren Einsatzwillen im Betrieb. Jürgen Schneiders bildet gern aus. Vier von fünf Kräften hat er sich selbst herangezogen. Neben seiner „Praktikantin“, wie er sagt, fängt im September ein neuer Azubi am. Ferner gibt es acht Minijobber in dem Betrieb, der 2014 von Issum nach Birten umzog und gut zu tun hat. Wie viele Chefs in diesen Tagen klagt auch Schneiders darüber, dass kaum Auszubildende zu finden sind. Die Kooperation mit dem Klausenhof ist Neuland. Beide sprechen von problemloser Zusammenarbeit. Die junge Mutter hat ihren Anteil daran.
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