Metall schneiden wie Butter

2022-09-03 03:02:35 By : Ms. helen lee

Die Geisenfelder Schnittpunkt GmbH wächst immer weiter – und verfügt bereits über acht Laserschneidanlagen

Geisenfeld (PK) Wahrscheinlich wächst die 2000 gegründete Schnittpunkt GmbH so schnell, dass es schwerfällt, die Angaben auf der Webseite aktuell zu halten. Dort ist von „gut 60 Mitarbeitern“ die Rede. Im Gespräch mit den Gründern Olaf Rautner und Erwin Stuiber erfährt man, dass es schon mehr als 100 sind.

Die im Geisenfelder Gewerbegebiet ansässige Firma gehört zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen in der Region und wurde 2008 und 2009 in die Kategorie „Bayerns Best 50“ aufgenommen. Das hätte man auch in den Folgejahren noch schaffen können, sagt Olaf Rautner (44), aber es sei allgemeiner Konsens, dass man sich nach zweimaliger Auszeichnung nicht mehr bewirbt und anderen jungen Firmen den Vortritt lässt. Rautner kommt eher von der anwendungstechnischen Schiene und hat sich schon während seines Studiums der physikalischen Technik mit dem Laserschneiden beschäftigt. Diese damals noch neue Technologie faszinierte ihn so sehr, dass er beschloss, sich intensiv mit ihrer Anwendbarkeit in der Industrie zu beschäftigen. Erwin Stuiber (42) ist als Kfz-Mechaniker eher der klassische Praktiker, der die Techniken der Metallbearbeitung von der Pike auf gelernt hat.

\tWarum sitzt dieses innovative Unternehmen ausgerechnet in Geisenfeld? Der Grund war eine anfangs enge Zusammenarbeit mit der Entwicklungs- und Karosseriebaufirma Stolfig. Sehr schnell aber wurde das anfängliche Betriebsgelände in der Königstraße zu klein, und die Schnittpunkt GmbH zog im Süden Geisenfelds auf ein Grundstück mit 10 000 Quadratmetern, von denen inzwischen 5000 Quadratmeter mit Produktionshallen überbaut sind. Und man befindet sich selbst hier schon wieder nahe an der Kapazitätsgrenze.

\tAuf diesem Gelände werden gut 1000 Tonnen Bleche und Metallplatten in den verschiedensten Stärken gelagert, und der Laie staunt, was man daraus alles machen kann.

Die Firma verfügt über acht Laserschneidanlagen. Der Clou dabei, so Stuiber: „Früher hat man für jedes Metallteil ein eigenes Stanzwerkzeug anfertigen müssen. Verändern ließ sich an der Form kaum noch etwas. Mit der Lasertechnik aber kann man jedes Blech ohne Vorlaufzeit so bearbeiten, wie es der Kunde haben will, Änderungen sind jederzeit möglich.“

Eine Spezialität der Firma ist eine bayernweit einzigartige Laseranlage, mit der man bis zu acht Meter lange Blechteile bearbeiten kann. Die Bleche in die gewünschte Form bringen, Löcher in jeder beliebigen Form und Größe aus dem Metall schneiden – alles kein Problem. Was kann die Firma liefern? „Alles, was man aus flachem Blech machen kann“, sagt Rautner.

Aber die Bearbeitungsmöglichkeiten sind damit noch nicht erschöpft, denn diese Blechteile können ebenso bis zu einer Länge von acht Metern auf Abkantpressen gebogen werden. So liegt zum Beispiel ein ganzer Stapel Aufhängungen von Waschbecken für die Luftfahrtindustrie auf einer Palette im Geisenfelder Gewerbegebiet. Und man ist flexibel: Von Kleinserien mit 100 Stück bis zu Großaufträgen mit mehr als 100 000 Stück ist alles schon mal da gewesen. Es war nicht immer einfach, erzählt Stuiber. Als 2008 eine allgemeine Wirtschaftsflaute herrschte, stellte sich die Firma die Frage, wie man sich in schwierigen Zeiten vom Wettbewerb abheben kann. Zum Glück waren damals aber auch hochmoderne Laser preiswerter zu haben als noch zwei, drei Jahre zuvor. Und so entschieden sich die Gründer, so richtig in den Honigtopf zu greifen und richtungsweisende Anschaffungen zu tätigen. Heute kann man sagen: Das hat sich rentiert. Antizyklisches Verhalten bringt eben nicht nur an der Börse Vorteile. Die Kunden der Schnittpunkt GmbH kommen zu einem erheblichen Teil aus dem Bereich Maschinenbau und Landmaschinentechnik. Hier geht es um Bauteile für Traktoren, Mähdrescher und andere Fahrzeuge, die in der landwirtschaftlichen Produktion eingesetzt werden.

Der Export, so die Firmengründer, spielt dabei kaum eine Rolle. Etwa 95 Prozent des Umsatzes werden in Deutschland erzielt, gut 90 Prozent in Bayern. In der Vorbereitung auf die Ernte kann es da schon einmal zu Zeitproblemen kommen: Da bestellt etwa ein Landmaschinenhersteller einige Ersatzteile und hätte sie natürlich am liebsten gleich morgen im Depot. Hier, so Rautner, sei die Flexibilität der Lasertechnik ein wahrer Segen. Mit wenigen Handgriffen lässt sich so eine Maschine umstellen, und schon kann der Auftrag bearbeitet werden.

Wegen der Dringlichkeit mancher Aufträge unterhält das Unternehmen schon seit längerer Zeit einen eigenen Fuhrpark und kann in extremen Notfällen noch am Tag der Bestellung bayernweit liefern. Noch eine Spezialität ist erwähnenswert: Die Laserschnittanlagen haben zwar einen hohen Energieverbrauch, liefern dafür aber auch jede Menge Abwärme. Die Firmengründer hatten in diesem Zusammenhang eine pfiffige Idee: Die Anlagen wurden so über das Firmengelände verteilt, dass sämtliche Hallen mit deren Abwärme geheizt werden können. Eine zusätzliche Heizung ist nicht erforderlich, auch nicht bei sehr niedrigen Außentemperaturen. Nur im Sommer müssen von Zeit zu Zeit die Hallentore geöffnet werden, wenn es allzu warm wird.