Wachstum bei G. Rau-Gruppe dank Medizintechnik - Wirtschaft - Pforzheimer-Zeitung

2022-08-13 07:23:35 By : Ms. jenny li

Pforzheim. Spürbare Abkühlung in der Automobilindustrie, aber kräftiges Wachstum in der Medizintechnik. Axel Pfrommer, geschäftsführender Gesellschafter der Pforzheimer G.Rau-Gruppe, ist zuversichtlich, auch im laufenden Jahr ein Umsatzplus erreichen zu können. Mit weltweit 1480 Mitarbeitern ist die Gruppe ein weltweit führender Spezialist für Problemlösungen rund um das Thema Metall. Als Vorzugslieferant namhafter Unternehmen aus den Bereichen Automobil, der elektronischen Industrie und vor allem der Medizintechnik, sieht sich das Familienunternehmen gut und vor allem breit aufgestellt, betont Pfrommer.

Die G.Rau-Gruppe bietet für diese Branchen alles aus einer Hand, vom Draht, Blech und Rohr über Stanz-Biege-Teile, lasergeschnittenen oder drahtgeflochtenen Komponenten (Stents und Herzklappenrahmen für die Medizintechnik) bis hin zu ganzen Baugruppen. Neben dem Stammsitz in Pforzheim befinden sich weitere Niederlassungen in Costa Rica und den USA. Die Unternehmensgruppe, zu der auch die Admedes GmbH sowie weitere fünf Gesellschaften gehören, beschäftigt allein in der Goldstadt 1350 Mitarbeiter an vier Standorten und zählt damit zu den größten industriellen Arbeitgebern.

Der wichtigste Absatzmarkt ist inzwischen mit einem Umsatzanteil von 67 Prozent der Bereich der Medizintechnik. Neben Rohren, Drähten und Blechen für medizintechnische Anwendungen werden insbesondere Gefäßstützen, Herzklappenrahmen, Filter und Komponenten für Zuführsysteme für die interventionelle Behandlung in der Medizintechnik hergestellt. Zweitwichtigster Absatzmarkt mit 21 Prozent Umsatzanteil ist der Automobilzulieferbereich.

Die G.Rau-Gruppe hat im Jahr 2018 ihren Gruppenumsatz deutlich auf 195,8 Millionen Euro steigern können. „Hierzu haben alle operativen Gesellschaften der Gruppe und insbesondere der Bereich der Medizintechnik beigetragen“, sagt Pfrommer. Von den einzelnen Gesellschaften tragen besonders die Tochtergesellschaften Admedes und Euroflex zum Umsatzplus bei. Alleine im Vorjahr habe man mehr als 23 Millionen Euro in den Ausbau der einzelnen Unternehmen und Anlagen investiert. Aktuell stehe für G.Rau der Aufbau der Oberflächentechnik im Vordergrund. Der erste Schritt zur Neuausrichtung wurde im Jahr 2018 durch den Ausbau der vorhandenen Chemisch-Nickel–Anlage im Werk im Brötzinger Tal begonnen. Im laufenden Jahr folge nun der Aufbau der ersten neuen Bandgalvanik in diesem Werk. Sie ergänzt eine bereits vorhandene Anlage. Eine dritte Bandanlage werde im kommenden Jahr installiert. Mittelfristig sollen dann alle oberflächentechnischen Bearbeitungsprozesse, einschließlich der Anlagen zur Abwasseraufarbeitung und Abluftbehandlung im Brötzinger Tal konzentriert, werden. Aktuell ist ein Investitionsvolumen von über fünf Millionen Euro für die beiden Bandanlagen und die Erweiterung der bestehenden Abwasseranlage vorgesehen. Aber auch in der Medizintechnik wird kräftig investiert. Diese Branche sei für G. Rau schon die zweitgrößte Branche mit einem Umsatzanteil von 27 Prozent. Die Firma stellt insbesondere Rohre, Drähte und Bleche her, aus Werkstoffen wie Nitinol und Edelstahl, aus denen die Kunden Komponenten für Implantate fertigen. In den vergangenen Jahren wurde viel Aufwand in die Entwicklung einer hochreinen Nickel-Titan-Legierung (Nitinol) gesteckt. Einerseits entwickelte das Unternehmen bestehende Technologien weiter, sodass kleinste Miniatur-Bauteile gefertigt werde können – die Basis für Anwendungen im Neurobereich des Gehirns. Andererseits wurden Technologien forciert, die deutlich größere und komplexere Bauteile ermöglichen – die Basis für künstliche Herzklappenrahmen.

Ähnliches gilt für Admedes, wo im Vorjahr 8,2 Millionen Euro investiert wurden, darunter der Fertigungsbereich für Miniatur-Implantate für die Neuroanwendung. Im Jahr 2019 habe sich das Investitionsvolumen nochmals auf neun Millionen Euro erhöht. Ziel ist eine Umsatzsteigerung auf 104 Millionen Euro. So wurde eine Anlage zur schnellen Herstellung von Werkzeugen mittels Lasersintertechnologie beschafft und zusätzlich dafür ein eigener erster Produktionsbereich geschaffen, erläutert Geschäftsführer Dirk Heining. Der Bereich der Medizintechnik bietet für Admedes auch außerhalb des Werkstoffes Nitinol interessante Wachstumschancen. Auch letztlich um die Abhängigkeit von diesem Werkstoff zu reduzieren, investiert man in eine neue gegründete Abteilung, welche sich ausschließlich mit Komponenten beschäftigt, die nicht aus Nitinol sind, ergänzt Geschäftsführer Frank Nauheimer. Admedes sieht auf diesem Gebiet einen zusätzlichen Wachstumsmarkt. Zuletzt wurde in ein Sieben-Achs-Bearbeitungszentrum investiert.